In seinem Film „Weapon of choice” erzählt der Filmemacher Fritz Ofner Geschichten der prominentesten Waffe der Welt – alle aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Ins Kino kommt der Film am 26. September.
Ein Freitag im April, 20 Uhr. Im Weinhaus Brandstetter geht es an dem Abend ums Tarockieren, um den Wiener Sportclub, um den perfekten Einstieg ins Wochenende. An einem Tisch geht es um die Firma Glock. Wir haben Fritz Ofner interviewt.
Mitschuss.at: Herr Ofner, wie kamen Sie auf die Idee, einen Film über Glock zu drehen?
Fritz Ofner: Die Idee hatte ich, als ich bei den Dreharbeiten für meinen vorigen Film (Libya Hurra, Anm.) unterwegs war. Ich wollte wissen, warum ein Produkt aus Deutsch-Wagram in Libyen einen Mythos ausgelöst hat und als Marke dermaßen beliebt ist. Schließlich habe ich nicht in Libyen gedreht, dafür im Irak, in den USA und in Österreich.
Wieso an diesen Orten?
Der Plan war, drei Aspekte in dem Film miteinander zu verschmelzen. Die Bedeutung von Glock in Kriegsgebieten im Irak, die Relevanz der Marke Glock in den USA und die Wahrnehmung von Glock in Österreich.
Wird die Firma Glock in Österreich wahrgenommen?
Nein, die Öffentlichkeit schaut bei Glock weg. Glock kommt in österreichischen Medien vorwiegend im Gossip vor. Presseanfragen an Glock werden nicht von einem Pressesprecher beantwortet, sondern von Anwälten.
Ist das in den USA genauso?
Nein. In den USA fährt Glock eine ganz andere Schiene. Dort gibt es Schießwettbewerbe, Glock sponsert etliche Veranstaltungen. Die amerikanische Waffenkultur gibt Glock alle Möglichkeiten, sich positiv darzustellen.
War es leicht, Protagonisten für den Film zu gewinnen?
Das war unterschiedlich (lacht). Es war sehr leicht, einen Waffenverkäufer und -sammler zu überreden, der uns durch sein Haus geführt hat und uns vier Sicherheitssafes mit über 200 Waffen gezeigt hat. Eine Schusstrainerin kommt vor, die ihre Waffe nicht einmal beim Fernsehen herunternimmt. Auch sie wollte sofort beim Film mitwirken. Schwieriger war es, Jeans Cruz zu gewinnen. Er wurde damals als Kanonenfutter von der amerikanischen Armee vorausgeschickt, um Saddam Hussein festzunehmen.
Wie kamen Sie auf seine Story?
Im George W. Bush Museum ist die Glock ausgestellt, die auf Husseins Bett lag, als er festgenommen wurde. Da war klar: Ich will wissen, wer Hussein festgenommen hat und die Glock an Bush übergeben hat. Anhand Bilder von ihm und einem Straßennamen habe ich ihn gesucht, konnte das Haus ausfindig machen, in dem er wohnt. Ich habe an jeder Tür geläutet, irgendwann fand ich die Nachbarn seiner Eltern, so konnte ich herausfinden, wo er wohnt. Dann habe ich einen Zettel unter der Tür durchgeschoben, weil er nicht aufgemacht hatte. Da stand darauf, dass er mich zurückrufen solle. Zwei Tage später machte er das auch. Aber er wollte mit Medien nichts mehr zu tun haben.
Warum?
Er wurde damals als Kriegsheld durch die Medien getragen, bekommt aber mittlerweile nicht einmal staatliche Förderungen. Er vegetiert vor sich hin. Ich musste Vertrauen zu ihm aufbauen: Ich habe viel Zeit mit ihm verbracht, wir waren essen, haben uns viel unterhalten. Dann wollte er doch dabei sein. Er musste aber seine Managerin fragen, ob er das darf. Er hat seine Lebensgeschichte verkauft und darf sie nicht einfach erzählen.
Wie kann man sich den Dreh im Irak vorstellen?
Ich habe 30 Minuten von der Front entfernt in einem Hotel gewohnt, vormittags bin ich mit einem Übersetzer zur Front gefahren, nachmittags wieder zurück. Dazwischen habe ich Leute zu ihrer Glock befragt.
An einem einzigen Drehtag?
Nein, so leicht war es dann doch nicht. Zehn Drehtage waren es.
Gab es eine Kooperation mit der Firma Glock, um ihren Film zu unterstützen?
Nein.
Wie lange haben Sie an dem Film gearbeitet?
Insgesamt fünf Jahre. Wir (seine Kollegin Eva Hausberger und er, Anm.) haben uns aber bei etlichen Schritten auch Zeit gelassen, um Vertrauensverhältnisse aufzubauen. Bei Jeans Cruz dauerte die Suche nach ihm alleine zwei Monate.
Und wie landeten nun die Glocks im Irak?
Die Pistolen wurden legal an die irakische Polizei geliefert. Im Endeffekt wird eine Waffe immer den Weg in ein Kriegsgebiet finden, solange die Zahlungsbereitschaft da ist. Und die wird da sein, solange es Krieg gibt.
Kam Ihnen im Irak der Gedanke zum nächsten Film?
Nein, der Gedanke kam mir in Marokko (lacht). Das nächste Thema ist Drogenschmuggel, ich starte einmal mit Cannabis. Mal sehen, was dabei herauskommt.